Ebersberg – Neben der zuletzt erfolgreich durchgeführten Spendenaktion für die Ukraine geht die Frauensparte des Ebersberger Handballvereins Forst United mit gutem, sozialem Beispiel voran. Sie hat zwei junge Spielerinnen aus der Ukraine in ihre Reihen aufgenommen und auch ins Training des Bayernligisten eingebunden.
„Wir haben den Kontakt zu zwei Mädels aus Kiew aufgebaut, die auf der Flucht waren und nach einer Beherbergung gesucht haben“, erklärt Spartenleiter Felix Mäsel. Über diverse Umwege und Instagram hätte man zuvor die Verbindung und auch das Vertrauen aufgebaut. Eine der beiden Ukrainerinnen sei bereits in Paderborn angekommen, die zweite noch in Kiew – bereit zur Flucht über die Slowakei – gewesen.
Am Münchner Hauptbahnhof hat eine Abordnung von Forst United die beiden separat in Empfang genommen. Mäsel lobt: „Durch das große Engagement einer im Verein verwurzelten Familie aus Hohenlinden haben wir direkt auch eine Unterkunft für beide bekommen.“ Dort wurde das Duo herzlich aufgenommen und ins Familienleben integriert.
Die jungen Frauen Dasha Evgenievna Butomo (19) und Yuliia Rulanova Nechaieva (18), die ihre eigenen Familien im Kriegsgebiet zurücklassen mussten, kennen sich selbst von ihrem ehemaligen Verein und dem Studium an der Universität der ukrainischen Hauptstadt. Obwohl beide kein Wort Deutsch sprechen und sich auch nur mit gebrochenem Englisch verständigen können, funktioniert die Integration laut Mäsel schon recht gut. „Sie haben sogar schon ein paar Sätze Deutsch gelernt.“
United-Damentrainer Konstantin Schlosser findet sogar: „Handball ist eine Sprache, die alle sofort verstehen. Die Mädels machen sich sehr gut und sind dankbar, hier sein zu können. Das lassen sie uns spüren – auch ohne Worte.“
Seit gut zwei Wochen und etwas zehn Einheiten sind Dasha und Yuliia begeistert in der Dr.-Wintrich-Halle dabei, trainieren und üben mit dem Bayernliga-Team. „Sie wollen unbedingt spielen und wären auf alle Fälle eine Verstärkung für uns, brauchen aber natürlich noch Zeit – und die kriegen sie auch“, erklärt Forst United-Spartenleiter weiter.
Allerdings liegt noch keine Spielberechtigung vor. „Sie dürfen noch nicht. Das ist ein kompliziertes Thema, weil es ein internationaler Wechsel ist, bei dem andere Regeln gelten“, hat Mäsel erfahren. Der europäische Verband (EHF) und der deutsche (DHB) hätten bereits signalisiert, dass sie keine Gebühren verlangen werden, „der ukrainische Verband will hingegen eine Ablöse“. Die Verhandlungen seien bereits am Laufen, so der Ebersberger Funktionär.
Der Sport erleichtere die Integration im neuen Umfeld, aber dennoch müssen grundlegende Voraussetzungen geschaffen werden, wie Mäsel ergänzt. Die Sponsoren von Forst United stellen für das Duo Handykarten, Ausstattung und sogar einen ersten Arbeitsplatz in Aussicht.
Ebersbergs Spielerinnen haben Sportkleidung und Schuhe zur Verfügung gestellt. Die Hohenlindener Gastfamilie, deren Tochter in der weiblichen B-Jugend spielt, kümmert sich zudem um Sprachkurse, Arzttermine und die notwendigen Behördengänge. Gemeinsam stemme man auch den Fahrdienst zur Wintrich-Halle und wieder zurück.
Das regelmäßige Training schafft den Neuankömmlingen eine Tagesstruktur und lenkt auch ein wenig von den schrecklichen Geschehnissen in ihrem Heimatland ab. „Dasha und Yuliia haben gefragt, ob sie bei den Minis als Trainerinnen mithelfen können. Ich finde es super, wie alle zusammenhalten und wie sich beide einbringen wollen“, freut sich Mäsel über die gelungenen ersten Tage. „Wir können dennoch Unterstützung brauchen. Wer finanziell oder auf andere Art helfen will, kann gerne auf uns zukommen.“
Infos über felix.maesel@forst-united.com
Bericht der Ebersberger Zeitung vom 30.3.2022 / Olaf Heid