Die Ebersberger Zeitung führte mit Spartenleiter Felix Mäsel ein Interview, das einen Ausblick auf die Zukunftsplanungen von Forst United gibt:
Auch wenn sich auf dem Hallenparkett nichts rührt, keine Spiele zu absolvieren oder planen sind, ist man beim TSV EBE Forst United eifrig daran, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Vor allen bei den Handballerinnen hat man große Ziele. Die Ebersberger Zeitung sprach mit Felix Mäsel, Leiter der weiblichen Handballsparte, über die Zeit nach Corona.
Herr Mäsel, wie kam es eigentlich zur Umbenennung in TSV EBE Forst United?
Der Name Forst United entstand aus einer kurzfristigen Mädchen-Spielgemeinschaft mit unseren Nachbarn SV Anzing. Da wir einige Erfolge unter diesem Namen erzielten und auch Spieler/innen, Sponsoren und Fans sich damit identifizieren konnten, nahmen wir ihn nach Beendigung der SG in unsere Abteilung beim TSV Ebersberg auf. Inzwischen ist der Name aus dem bayerischen Handball nicht mehr wegzudenken.
Seit 2015 geht’s bergauf. Was hat sich geändert?
Wir haben uns die Förderung des Frauen-/Mädchenhandballs auf die Fahne geschrieben und ein Konzept gefunden, das auch eine langfristige Strategie berücksichtigt. Damit gelingt es uns im Jugendbereich, ununterbrochen auf Landesebene zu spielen und eine hervorragende Basis für unsere Frauenteams zu schaffen. Mehrere Bayerische Meisterschaften, Teilnahmen an der Deutschen Meisterschaft und zuletzt an der A-Jugend-Bundesliga untermauern dies.
Der Erfolg der Frauen ist mit Ihr Erfolg. An welchem Knopf haben Sie gedreht?
Es waren einige Knöpfe, an denen gedreht wurde. Die Ausbildung eigener Talente aus der Jugend ist der Grundstein unseres Erfolgs bei den Frauen. Dazu kam natürlich auch die enorme Öffentlichkeitsarbeit sowohl im Marketing als auch im Sponsoring. Selbstverständlich mussten wir uns auch extern auf- und neben dem Feld verstärken, da die Entwicklung rasend schnell vonstatten ging. Die Verpflichtung von Trainer Klaus Bergmann war zum Beispiel ein wichtiger Meilenstein, der uns bis in die Bayernliga geführt hat.
Dreimal aufgestiegen. Ist diese Entwicklung zu toppen?
Na klar, mit einem vierten Aufstieg (lacht). Die angesprochenen drei Aufstiege waren aber schon außergewöhnlich, da es drei Aufstiege in Folge waren mit einem extrem jungen Team.
Wo soll es hingehen?
Unser Ziel ist ganz klar die dritte Bundesliga!
3. Liga, ein realistisches Ziel oder mehr Wunschdenken? Bis wann soll es umgesetzt werden?
Das ist auf jeden Fall innerhalb der nächsten zwei Jahre realistisch. Ein Aufstieg ist allerdings nicht planbar, aber wir haben die vergangenen Jahre die Voraussetzungen dafür geschaffen. Unser Frauenteam ist noch jung genug, in dieser Konstellation ein paar Jahre zusammen zu spielen und sich dementsprechend weiterzuentwickeln. Aber es hängt von vielen Faktoren ab, die immer wieder überplant und angepasst werden müssen.
Bedarf es dazu nicht eines ganz anderen, noch professionelleren Umfelds?
Unsere Strukturen sind schon recht professionell und voll auf den Leistungshandball ausgerichtet. Aber natürlich ist das Ganze auch auf der Management-Ebene ein Prozess, der ständig optimiert werden muss. Generell stehen wir sportlich wie auch wirtschaftlich sehr gut da.
Welchen Zuschauerschnitt peilen Sie dabei an?
Also ich hoffe, dass wir an die Zeiten vor Corona anknüpfen können. Frauenhandball ist in Ebersberg ein echter Publikumsmagnet geworden mit vielen Hundert Zuschauern pro Spiel und einem großen Unterhaltungsfaktor. Unsere Fans sind ein Erfolgsfaktor.
Die Nachwuchsarbeit ist außerordentlich erfolgreich. Aber reicht das als Perspektive?
Es ist die Basis eines langfristigen Bestehens in den höheren Ligen. Wir können jedes Jahr mit talentierten Nachwuchsspielerinnen aus den eigenen Reihen nachlegen. Aber natürlich brauchen wir auch erfahrene Akteure und Ausnahmespielerinnen, die das Team führen und die gleiche Vision haben. Unsere Kapitänin Theresa Lettl ist beispielsweise eine solche Spielerin. Drittliga-Handball im Münchner-Osten wäre für alle ein tolle Sache.
Reicht dazu die bestehende finanzielle Basis?
Der leistungsorientierte Handball ist sehr kostenintensiv und es bedarf ständiger Arbeit, genügend Einnahmen zu generieren. Wir haben tolle Sponsoren, die unsere Vorhaben unterstützen und sich auf allen Ebenen engagieren.
Sponsorensuche ist so schwer wie lange nicht. Haben Sie dabei ein Geheimnis?
Uns zeichnet auf jeden Fall unsere Kreativität und Präsenz aus. Wir haben schon zu Beginn der Krise versucht, unsere Sponsoren bestmöglich zu unterstützen. Es ist ein Geben und Nehmen und keine Selbstverständlichkeit. Zudem haben wir Werbekonzepte, die uns von anderen Vereinen abheben und einen Mehrwert zu einem „Standard-Sponsoring“ bieten. Im Juli wechseln alle unsere Teams wieder ihre Trikots. Das neue außergewöhnliche Design verdeutlicht die Verbundenheit zur Region. Wir sind gerade aktiv in der Sponsorensuche und freuen uns über zahlreiche Unterstützer.
Keiner weiß, wie lange Corona den Sport bremst. Ist trotzdem unter diesen Bedingungen eine Zukunftsplanung möglich?
Ja, gerade deswegen ist die Zukunftsplanung besonders wichtig. Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und sich der Lage zu ergeben. Wir sind optimistisch und wollen bei einem Re-Start im Punktspielbetrieb gut vorbereitet sein. Ich denke, das ist auch eine Eigenschaft, die uns als Team und Verein auszeichnet: Rückschläge verkraften und gestärkt herausgehen, durch Zusammenhalt und Engagement.
Lässt sich der bisher durch Corona entstandene Schaden in Zahlen benennen?
Uns fehlen natürlich alle Einnahmen aus Ticketing und Catering der großen Heimspieltage. Der Schaden für die Sportlerinnen ist allerdings deutlich größer als der finanzielle. Die geringen sozialen Kontakte gerade bei den Kinder- und Jugendmannschaften bereiten mir Sorgen. Es wird Zeit, dass sich die Mädels wieder in der Realität gegenüberstehen können.
Vereine klagen im Nachwuchsbereich über nachlassendes Interesse. Wie steht’s bei den Forsties?
Aktuell kann der Großteil unserer Spielerinnen nur online trainieren. Das geht ein paar Wochen, aber dann wird es eintönig. Unsere Trainer/innen lassen sich aber einiges einfallen, um das Onlinetraining möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Die E-Jugend trainiert z.B. gerade beim Onlinetraining der D-Jugend mit, mit neuen Herausforderungen. Wir drängen aber auf eine möglichst schnelle Rückkehr zum Präsenztraining – von mir aus auch stufenweise wie nach dem ersten Lockdown.
Über kurz oder lang werden sich die ersten Spielerinnen vom aktiven Wettkampfbetrieb zurückziehen. Versucht man, sie im Verein zu halten?
Selbstverständlich! Wenn Spielerinnen nicht mehr aktiv spielen können, bekommen sie bei uns immer einen Platz als Trainerin oder im Management. Wir wissen ja, dass sie gut ausgebildet wurden und unserem Nachwuchs das erlernte Wissen weitervermitteln. Annika Molzberger ist beispielsweise direkt nach ihrem verletzungsbedingten Karriereende als Trainerin eingestiegen. Solche Mädels sind große Vorbilder für unsere Nachwuchsspielerinnen.
Wenn die 3. Liga geschafft ist, was machen Sie dann als erstes?
Natürlich würde dann erstmal ausgiebig gefeiert und parallel für den Klassenerhalt geplant werden. Man muss sich Ziele stecken, um erfolgreich zu sein. Wenn Eines erreicht ist, setzen wir uns ein Neues.
Interview: Wolfgang Herfort / Ebersberger Zeitung