Das mit Spannung erwartete Regionalliga-Topspiel zwischen dem Zweitplatzierten Forst United aus Ebersberg und dem Tabellenführer aus Ismaning bot alles, was man sich von einem Gipfeltreffen der höchsten bayerischen Liga erhoffen konnte. Seit Wochen bereitete sich die U19-Mannschaft der Trainer Felix Mäsel und Raimund Dürr akribisch auf diese Partie vor. „Wir haben uns unsere Fehler aus dem Hinspiel zu Herzen genommen und stark daran gearbeitet, bessere Lösungen zu finden“, verriet Mäsel. Doch der Start ins Spiel verlief völlig anders als erhofft.
Bereits nach sieben Minuten lagen die Gastgeberinnen mit 0:3 zurück. Auch eine frühe Auszeit brachte wenig Besserung. „Einige Spielerinnen haben im Kopf vollkommen blockiert. Marieke hat uns aber im Angriff den nötigen Schwung gebracht“, erklärte Mäsel. Der nächste Rückschlag folgte prompt: Natalie Mahncke erlitt einen Kopftreffer, was die Stimmung zusätzlich anheizte. Doch genau dieser Vorfall schien der Mannschaft neuen Mut zu verleihen. Die Abwehr stabilisierte sich und auch im Angriff ergriffen nun alle mehr Verantwortung. Bis zur 18. Minute kämpfte sich United auf 4:5 heran, bevor Ismaning nach einer Auszeit erneut die Führung ausbaute.
„Wir haben eine bombastische Abwehr gespielt, aber vorne zu hektisch und die Bälle verschenkt. Ismaning hat das natürlich ausgenutzt“, analysierte Co-Trainer Dürr. Doch Forst United ließ sich nicht entmutigen und verkürzte den Rückstand durch hervorragende Defensivarbeit auf 8:9 kurz vor der Halbzeit. Ein unglückliches Foulspiel führte jedoch zu einer Zeitstrafe und einem 9:12-Rückstand zur Pause.
In der Kabine schworen sich die Ebersbergerinnen nochmals auf ihre Stärke ein. „Wir haben die beste Abwehr der Liga, das ist unser Prunkstück und Ismaning muss 30 Minuten sich weiter daran aufarbeiten“, gab Mäsel die Marschroute vor.
Hochmotiviert starteten die Ebersbergerinnen vor einer voll besetzten Dr. Wintrich Halle in die zweite Hälfte. Zwei schnelle Treffer von Helena Brandl sorgten für Auftrieb und leiteten einen intensiven Schlagabtausch ein, bei dem sich keine Mannschaft entscheidend absetzen konnte. Silan Topzukanamis fand zunehmend zu ihrer gewohnten Stärke zurück und hielt ihr Team mit sehenswerten Rückraumtoren in Schlagdistanz. Die von Kitti Huszak hervorragend dirigierte Abwehr machte es den Gästen zunehmend schwer, sodass Ismaning sich jedes Tor hart erarbeiten musste.
Der viel umjubelte Ausgleich durch Brandl in der 41. Minute ließ die Halle beben. „Da wussten wir, dass hier richtig was geht und wir Ismaning nur einmal in Rückstand bringen müssen“, freute sich Mäsel. Doch Ismaning hielt dagegen und verteidigte die Führung mit aller Kraft. In der 51. Spielminute war es Lena Dirnberger, die mit ihrem 21:20-Führungstreffer die Dr. Wintrich Halle zum Überkochen brachte.
Die Gästetrainer Stenzel und Fehrenbach versuchten mit einem letzten Teamtimeout, den Lauf der Gastgeberinnen zu stoppen. Doch genau das Gegenteil trat ein. „Wir nutzten die Minute, um die Mädels noch mehr zur Abwehrarbeit anzupeitschen und sie heiß zu machen, die Fans taten ebenfalls ihr Bestes“, berichtete Dürr.
Was dann folgte, war Gänsehaut pur: Forst United überrannte den Tabellenführer wie eine Walze und erzielte binnen weniger Minuten fünf Tore in Folge durch Brandl, Huszak und Topuzkanamis. In der 57. Minute war die Vorentscheidung gefallen.
„Die Mädels waren im Rausch, kannten keine Gnade mehr und spielten sich den Frust aus dem Hinspiel von der Seele“, jubelte Mäsel. Als nach 60 Minuten die Schlusssirene beim 31:22 ertönte, gab es kein Halten mehr. Minutenlang feierten die Ebersbergerinnen mit ihren Fans den hart erkämpften Sieg und die Übernahme der Tabellenführung.
„Der Matchplan ging auf, wir sind unglaublich stolz auf unsere selbst ausgebildeten Mädels, denn sie haben sich nie unterkriegen lassen“, sagte ein überglücklicher Mäsel nach dem Spiel. Doch die kommenden zwei Spiele gegen den Vierten aus HT München und den Dritten des SV Laim werden nochmals echte Prüfsteine. „Wir werden voller Demut im nächsten Spiel wieder bei Null anfangen und alles geben.“