Einen einzigen Wunsch an ihr Team hatte Forst-Trainerin Beate Schrögmeier vor dem entscheidenden zweiten Qualifikationsturnier für die höchste bayerische C-Jugend-Spielklasse: „Heute ist Muttertag – ich möchte mich nicht aufregen!“ Und wer wollte ihr diesen Wunsch schon abschlagen …?
Also taten die U-15-Forstis wie befohlen – und sorgten im ersten Match gegen den SV München Laim früh für klare Verhältnisse: Nach nervösem Beginn spielte Ebersberg seine haushohe Überlegenheit souverän aus und führte zur Pause bereits mit 18:0 (kein Tippfehler!). Laim hatte nicht nur Probleme mit dem schnellen Spiel der Gastgeberinnen, sondern immer wieder auch mit dem geharzten Ball, der selten dort landete, wohin er sollte. Und zu allem Überfluss glich auch die Forst-Abwehr an diesem Tag einem nahezu unüberwindbarem Bollwerk.
In der zweiten Halbzeit konnte das Ebersberger Trainergespann Schrögmeier/Neitzert bereits ordentlich durchrotieren – und die jungen Spielerinnen dankten es mit einem couragierten Auftritt. Theresa Fußstetter zum Beispiel war erst wenige Sekunden auf dem Feld und schon von Außen erfolgreich. Carolin Paul dirigierte in der Mitte, auch Lena Kirr und Kim Rauschenbach fanden immer wieder Lücken in der Laimer Defensive, und Magdalena Boksic packte in der eigenen Abwehr gewohnt beherzt zu. Aber auch die Laimerinnen nahmen nun zeitweise am Spiel teil und erzielten in der 24. Minute tatsächlich ihr erstes Tor zum 1:19, am Ende sollten es sieben werden. Ebersberg hatte jedoch weiterhin Lust auf dieses Spiel und traf in schöner Regelmäßigkeit: Der Endstand von 31:7 spiegelte durchaus die Kräfteverhältnisse in der Dr.-Wintrich-Halle wider.
Dramatisch wurde es im zweiten Spiel des Turniers zwischen Laim und dem TSV Ismaning – bei dem auch die neutralen Ebersberger Zuschauerinnen und Zuschauer auf ihre Kosten kamen. Laim hatte sich nach der Auftaktklatsche nochmal berappelt, und Ismaning fehlte ohne die verletzte DHB-Kader-Spielerin Romy Klein der entscheidende Faktor. So entwickelte sich ein packendes Duell auf Augenhöhe, das in den letzten zehn Sekunden beim Stand von 27:27 auf seinen Höhepunkt zusteuerte: Laim bekommt in der allerletzten Sekunde völlig zurecht einen Siebenmeter zugesprochen: Matchball also für den SV, mit einem Treffer wäre das Team aus dem Münchner Westen praktisch in der Bayernliga. Aber Ismanings Torhüterin hält und darf sich unter Freudentränen von ihren Mitspielerinnen feiern lassen.
Die Isar Devils wahrten durch diese Last-Minute-Parade die Chance auf die direkte Qualifikation für die Bayernliga. Voraussetzung dafür wäre allerdings ein Sieg gegen Forst United gewesen. Und dass daraus an diesem Sonntag nix werden würde, machten die Forstis schnell klar. Nach ein paar leichtfertig vergebenen Chancen zu Beginn (ver)schärften die Ebersbergerinnen noch einmal Tempo und Konzentration. Nach sechs schnellen Treffern innerhalb von drei Minuten durch Marieke Schindlbeck, Larissa Friedrich und Lena Dirnberger (mit insgesamt 15 Treffern Top-Torjägerin des Turniers) war auch diese Begegnung bereits Mitte der ersten Halbzeit entschieden, zur Pause stand ein deutliches und verdientes 13:3 auf der Anzeigetafel. In den zweiten 20 Minuten genossen die Gastgeberinnen sichtlich das Handballspielen, fast jeder Angriff mündete in einem Torerfolg und nahezu alle Feldspielerinnen konnten Zählbares zum 32:14-Kantersieg beitragen.
Die Qualifikation für die Bayernliga 2023/24 hatten die Forstis damit locker-leicht klargemacht … und ihrer Trainerin einen entspannten Muttertag beschert.
Dramatische Unterhaltung wurde den Handballfans dann aber im abschließenden Siebenmeterwerfen zwischen Laim und Ismaning geboten, die auf diese Weise den letzten Bayernliga-Teilnehmer ermitteln mussten – mit dem glücklicheren Ende für die Münchnerinnen. Ismaning muss damit den Gang in die Landesliga antreten, den SV Laim sieht unsere Forst-U15 in der höchsten bayerischen Spielklasse wieder.
Die Vorbereitung auf den Saisonstart Mitte September wird sich für die Ebersberger Jugend allerdings etwas schwieriger gestalten als üblich, da die Dr.-Wintrich-Halle nach den Pfingstferien eine neue Belüftungsanlage erhält und den ganzen Sommer nicht zur Verfügung steht. Daher wird das Training zum Großteil im Kraftraum, im Freien und vereinzelt in fremden Hallen stattfinden müssen. Nicht die besten Voraussetzungen also für die kommende Bayernliga-Saison, aber das Forst-Trainerduo ist dennoch optimistisch: „Wenn wir wie heute unsere Leistung bringen, können wir eigentlich jede Mannschaft schlagen“, ist sich Michael Neitzert sicher. Und Beate Schrögmeier freut sich, dass ihre Spielerinnen, die in der zurückliegenden Spielzeit aufgrund ihrer Jugend noch viel Lehrgeld bezahlen mussten, jetzt von diesen Erfahrungen profitieren können: „Wir werden in der kommenden Saison sicher eine ganz andere Rolle spielen als in der vergangenen – ein Platz in den Top 3 ist absolut möglich!“
Für Forst United spielten:
Özüm Altay (im Tor), Magdalena Boksic, Lena Dirnberger (15 Tore), Larissa Friedrich (13), Theresa Fußstetter (2), Annelie Hochreiter (2), Lena Kirr (7), Pia Menzel (2), Carolin Paul (6), Kim Rauschenbach (3), Marieke Schindlbeck (13), Anni Schreiber (im Tor)