Dass ein ambitionierter Handball-Regionalligist sich gegen einen Aufsteiger klar behauptet, war zu erwarten. Dass die Frauen des TSV EBE Forst United von ihrem Trainerinnenduo Beatrix Balogh und Susanne Pignot auf eine „leider schlechte zweite Hälfte“ in der fair geführten Partie beim HC Sulzbach-Rosenberg hingewiesen wurden, war angesichts einer Machtdemonstration in den ersten 30 Minuten verständlich.
Mit 21:9 hatten die Ebersberger Handballerinnen in der Halle im Landkreis Amberg-Sulzbach bereits geführt, und am Ende „nur“ mit 33:23 Toren bei den Liganeulingen die Oberhand behalten. Die zweite Halbzeit ging mit 12:14 verloren. Man habe wohl „im Gefühl des sicheren Sieges“ zu sehr die Zügel schleifen lassen, meinte Nina Allombert, Rückraumschützin der Forst Ladies. „Wir haben uns zu viele Fehler im Angriff geleistet und unsere Abwehr stand nicht mehr so gut“, betrieb die 20-Jährige Selbstkritik.
Allombert gehörte mit fünf Treffern zu den drei gefährlichsten Angreifern aus Ebersberg, zusammen mit Panna Csata (acht) und Charleen Schweinsteiger (fünf). „Wir wollen heuer oben mitspielen. Die ersten Gegner für uns waren leichtere, aber bei den nächsten müssen wir uns wieder mehr anstrengen und disziplinierter spielen.“ Nach einem spielfreien Wochenende folgt für Forst United am 11. Oktober das Duell beim SV Laim, bevor mit dem FC Bayern München und HaSpo Bayreuth zwei weitere Aufsteiger warten.
Die Begegnung in Sulzbach-Rosenberg werden alle Ladies von Forst United schnell abhaken – bis auf eine: Julia Vietz. Denn die 19-Jährige, die sonst zum Stamm der Ebersberger Damen II in der Oberliga gehört, bekam in der Krötensee-Halle ein besonderes Erlebnis serviert. Eigentlich wollte sie nur als Zuschauerin im Bus in die „alte Heimat“ reisen, nun durfte sie sogar spielen. Die im linken Rückraum aktive Forsties-Spielerin traf in einem Familienduell auf ihre Zwillingsschwester Melanie.
„Das war unser erstes Duell gegeneinander, und das auch auf der gleichen Seite. Das war ein bisschen komisch, aber schon cool“, gestand Julia Vietz lachend. Sie verteidigte links, ihre Schwester griff über rechts an – beide mit der „44“ auf ihrem Trikot. Der Vergleich endete aus Julias Sicht „leider“ nach Toren 0:1, das Spiel aber klar für die Neu-Ebersbergerin.
Die Zwillinge kommen eigentlich aus Winkelhaid: Melanie ist wegen der Polizeischule in die Oberpfalz gewechselt, Julia als Steuersekretärin ins Finanzamt nach Ebersberg versetzt worden. „Ich habe Melanie aus dem Bus angerufen, dass ich spielen werde. Unsere Eltern haben auch zugeschaut“, erlebte die Finanzwirtin einen schönen Familiennachmittag.
Bericht der Ebersberger Zeitung vom 1.10.2025