Achterbahn der Gefühle

In Forst Ladies by ForstUnited

In einem hochemotionalen Auftaktmatch setzten sich die Forst Ladies vor heimischer Kulisse mit 28:27 gegen den HT München durch. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Gäste, welche durch den ehemaligen United-Coach Andreas Fehrenbach angeleitet werden, einen klaren Sieg einfahren. In der zweiten Halbzeit zeigte das heimische Team um Trainerin Beatrix Balogh jedoch große Moral und drehte das Spiel zum viel umjubelten Sieg.

München startete fulminant in das Spiel, ging schnell mit 5:1 in Führung und erwischte die Ebersbergerinnen kalt. „Die Nervosität war den Mädels ins Gesicht geschrieben. Alles was die letzten Wochen funktionierte, schien in der ersten Halbzeit unerreichbar“, erklärte Balogh. Auch zwei Anschlusstreffer änderten nichts. HT München kämpfte mit harten Bandagen und ließ United nicht ins Spiel kommen. Bis auf 4:13 bauten die Münchner ihre Führung aus.
Ein massiver Kopftreffer an Ebersbergs Kapitänin Lucie Mäsel, sorgte für eine lange Spielunterbrechung. Mannschaftsarzt Dr. Martin Kuttner nähte Mäsel noch in der Kabine mit zwölf Stichen. Das harte Foul lähmte United zunehmend. Selbst bei klar rausgespielten Chancen scheiterten die Schützen an der guten Gästetorhüterin Guilia Gaigl. „Es war wirklich wie verhext, vorne bissen wir uns an der Abwehr die Zähne aus oder vergaben freie Würfe und hinten standen wir uns teilweise selbst auf den Füßen“, kommentierte Teammanager Felix Mäsel die bittere Phase. Hinzu kam das weiterhin teils überharte Einsteigen der Gäste, das phasenweise durch die Schiedsrichter mit Zeitstrafen bestraft wurde aber durchaus mit weitreichenderen Maßnahmen quittiert werden könnte. In den letzten acht Minuten der ersten Halbzeit ging endlich ein Ruck durch die Ebersberger Mannschaft. Mit einem Sechs-Tore Lauf gerieten die Kreisstädter wieder in Schlagdistanz und hielten sich beim Halbzeitstand von 11:15 die Option für eine Wende offen.

Die Gastgeber sorgten mit dem ersten Tor nach Wiederanpfiff für gute Stimmung in der Halle, jedoch schaffte es die Spielgemeinschaft immer den Vorsprung zwischen zwei und vier Toren zu wahren. In der 45. Minute zogen die Gäste gar wieder auf 24:19 davon. „Wir waren teilweise viel zu hektisch und gleichzeitig im Kopf und den Beinen zu langsam. Das hat HT clever genutzt“, so Balogh.

Doch wo spielerisch nur wenig funktionierte, zeigte die junge Ebersberger Mannschaft Moral und großes Herz. Angepeitscht vom United Fanclub machten sie der Mannschaft ihres Ex-Trainers nun klar, dass sie letztendlich keine Geschenke verteilen werden. Jasmin Alnajjar, Hannah Dürr und Chiara Czeslik setzten mit drei Toren in Folge HT unter Druck (24:25) – zeitgleich stellte Trainerin BB die Abwehr um und nahm die Gäste-Spielmacherin Amelie Geray in Zonendeckung. Das System fruchtete und lieferte einen Ballgewinn nach dem anderen. Nach dem 25:26 Tor durch Panna Csata zog der Gästecoach mit einem Teamtimeout (54‘) die Reißleine. Noch einmal gelang HT München ein Treffer und den Ebersbergerinnen blieben nur noch fünf Minuten die Euphorie der Aufholjagd in weitere Tore umzumünzen. Die nun starke Abwehr ließ keinen Erfolg der Gäste mehr zu. Mit deutlich mehr Bewegung nahm United die Lücken in der Gästeabwehr an und so war es Chiara Czeslik die binnen drei Minuten drei Tore in Folge erzielte. Schon beim 27:27 Ausgleichstreffer konnte sich keiner der Zuschauer mehr auf den Plätzen halten. Der erst zwei Minuten später erzielte Siegtreffer (28:27) ließ das erneut gezückte Teamtimeout von Fehrenbach komplett untergehen. „Das war eine Achterbahn der Gefühle. In der ersten Halbzeit hab ich teilweise richtigen Mist zusammen gespielt und am Ende klappte dann fast alles“, freute sich Youngster Chiara Czeslik. Ihre Schwester Elena parierte im United-Gehäuse auch noch den letzten Wurfversuch der Gäste und so kannte der Jubel in der Dr. Wintrich Halle keine Grenzen mehr.

„Das wichtigste ist die Erkenntnis, dass man sogar einen 9-Tore Rückstand mit viel Herzblut und großem Willen drehen kann. Wir müssen uns dennoch alle an die Nase packen, denn der Auftritt in der ersten Halbzeit war bodenlos und sollte so nicht mehr vorkommen“, analysierte Mäsel. Nach dem erkämpften ersten zwei Punkten geht es direkt am Wochenende gegen einen weiteren Kontrahenten aus der Landeshauptstadt. Der SV München Laim empfängt die Frauen vom Ebersberger Forst am Samstag um 18.15 Uhr.

Facts: Halbzeitstand 11:15, Endstand 28:27
Gelbe Karten: FU (0) HT (1)
Zeitstrafen: FU (2) HT (6)