Forst United trauert um das Ebersberger Handballurgestein Peter Feddern. Der national hoch anerkannte Handballlehrer verstarb letzte Woche im Alter von 80 Jahren.
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Die Pressestimmen: Süddeutsche Zeitung vom 31.5.2024
Ein Handballehrer im besten Sinne
Wer mit Peter Feddern über Handball redete, wusste hinterher mehr. Peter Feddern hatte Handball nicht nur selbst gespielt, er hat es vor allem auch gelehrt. Und darüber doziert – gerne, ausführlich, sachkundig, beredt. Er hatte sich so detailliert mit seiner Lieblingssportart beschäftigt, dass er zu einem ihrer Vordenker wurde. „Eine tragende Säule bei der Weiterentwick- lung des Handballs“ nennt ihn deshalb Georg Clarke, Präsident des Bayeri- schen Handball-Verbandes. Theorie und Praxis miteinander zu verzahnen, das gelang Peter Feddern nahezu perfekt – er war ein Handballlehrer im besten Sinne.
Erst im Alter von 13 Jahren hatte er mit dem Handballspielen begonnen – zunächst in Oldenburg, wo er herstammt. Mit 27 Jahren gehörte er dann je- ner Mannschaft des TSV Milbertshofen an, die 1970 den Aufstieg in die erste Bundesliga schaffte und jene Zeit begründete, in der München ein Wörtchen mitredete in Handball-Deutschland. Schon früh tauschte Feddern das Spiel- erdasein gegen das des Bundesligatrainers, erst bei Milbertshofen und dann beim damaligen Münchner Rivalen MTSV Schwabing, den er in die erste Liga führte. Feddern war in Handballkreisen längst ein bekannter Name, als er 1987 in den Amateurbereich zurückkehrte und im Westen von München den TuS Fürstenfeldbruck übernahm, der gerade in die damals Verbandsli- ga genannte Landesliga abgestiegen war. Dort plante Feddern, der beruflich als Fluglotse in München tätig war, mit Akribie und Strategie ein Projekt, das den Verein über mehrere Aufstiege 1992 für ein Jahr in die zweite Bun- desliga brachte.
Das sportliche Vorankommen bei diesem Projekt begleitete er damals auch in der Theorie mit einem mehrteiligen Aufsatz in einer Handballfachzeit- schrift, den er mit dem Satz „Der dornige Weg zum Erfolg“ überschrieb. Feddern, der als Erfinder der 3-2-1-Abwehr mit Libero gilt, brachte sein umfangreiches Fachwissen auch in die Deutsche Handballtrainervereini- gung (DHTV) ein, deren Vorsitzender er von 1990 bis 2001 war und die ihn 2002 zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Er referierte auf zahlreichen Aus- und Fortbildungen, „die wesentlich von seiner guten Kommunikationsfä- higkeit und menschlichen Art geprägt waren“, wie die DHTV es formuliert.
Wenn er redete, blieb seine norddeutsche Herkunft stets hörbar, auch wenn er lange schon in Bayern lebte. Respekt und Bewunderung schlugen ihm entgegen, wo immer er auftauchte. Feddern hat Sohn und Tochter und lebte in Ebersberg, weshalb er den Handballern des TSV Ebersberg stets verbun- den blieb. 1998 kehrte er dorthin zurück und engagierte sich fortan auch in Jugendarbeit und Talententwicklung.
In den zurückliegenden Jahren verschlechterte sich seine Gesundheit. Noch immer freilich besuchte er Spiele der Ebersberger Teams und nannte die erfolgreiche Arbeit des Vereins im Mädchen- und Frauenhandball liebevoll das „Ebersberger Fräulein-Wunder“. Beim TSV Ebersberg verehren sie ihn als „Mentor, Idol und Trainerlegende“. Anfang der Woche ist Peter Feddern im Alter von 80 Jahren gestorben.
Ebersberger Zeitung vom 1.6.2024
Der Handball-Philosoph
Ebersberg – Der Handballsport ist um eine prägende Figur ärmer geworden. Peter Feddern ist diese Woche im Alter von 80 Jahren verstorben. Der Ebersberger war in der Abteilung des TSV Ebersberg „der“ Mann im Hintergrund, die graue Eminenz, der erfahrene Ex-Bundesliga-Spieler – ein Urgestein und Ehrenmitglied des TSV, auf den wirklich alle gehört haben. Feddern, ein gebürtiger Hamburger, hat Generationen von Handballmännern und -frauen beeinflusst und begeistert – nicht nur in der Kreisstadt.
Auch den langjährigen Spieler und Nachwuchstrainer, Markus Lettl, hat der Handballvordenker Peter Feddern nachhaltig geprägt. „Als Peter 1998 nach Ebersberg kam, wollte ich mit 34 Jahren eigentlich gerade aufhören, aktiv Handball zu spielen. Er hat mich überredet, weiterzumachen. Also habe ich bis 42 gespielt.“ Von Anfang an sei es Fedderns Maxime gewesen, sagt Lettl, „die Jugend aufzubauen“. Es sei beeindruckend gewesen, wie akribisch und zutreffend Drei- bis Fünfjahrespläne (oder noch viel länger) von Feddern ausgearbeitet worden seien. „Bis 2004, 2005 hat es ja praktisch nur die Männerabteilung gegeben. Peters Plan war es dann, mit den Damen bis 2021 in der Landesliga zu spielen. Gut, das haben wir ja dann viel früher geschafft.“
Ob in sportlichen oder darüber hinaus gehenden Angelegenheiten: „Man hat nie mit Peter streiten können. Wenn er zum Beispiel bei einer Hauptversammlung aufgestanden ist, dann wurde es meistens so gemacht, wie er gesagt hat. Er hat uns ja nicht nur als Trainer, sondern auch als Vorstandschaft ausgebildet. Und deshalb steht Ebersberg im Handball heute so gut da“, so Lettl. In der Ausbildung der Bambinis habe Feddern, seinen Schülern die passenden Positionen auf dem Feld, später dann die richtigen Aufgaben in der Vereinsarbeit schnell angesehen. „Er hat die Menschen nicht nur als Spieler gesehen, sondern vor allem, wie sie im Team außen herum einsetzbar sind.“
So habe sich Peter Feddern nicht zuletzt für Felix Mäsel als seinen Nachfolger als Spartenleiter eingesetzt. Dass sich Feddern stets geweigert hatte, die ganz großen Führungsposten im Verein zu bekleiden und lieber im Hintergrund zu delegieren, entspringt für Markus Lettl einem typischen Feddern-Leitsatz: „Du musst nicht alles selber machen, aber Leute finden, die das Konstrukt für dich aufbauen.“
Tom Eck, Handball-Trainer beim TSV Vaterstetten und beim Bayerischen Verband (BHV), hat zwar als Aktiver nie unter der Leitung Fedderns gespielt, dennoch viel von dem revolutionären Vordenker, der in Magazinen, Fachzeitschriften und sogar Bücher publizierte, mitbekommen: „Der BHV trainiert jetzt noch nach seinen Büchern. Er war ein Inspirator, ein Handball-Philosoph, eine süddeutsche Legende“, schwärmte Eck. „Peter hatte immer eine Meinung und eine positive Ausstrahlung.“
Einer, der auch viel von Feddern profitiert hat, ist Philip Ball, der hochklassig für Ebersberg, Anzing und Fürstenfeldbruck spielte und nun als Trainer in die Landesliga aufstieg. „Im Rückblick hat mich sein grenzenloser Optimismus, seine sehr emphatische Art fast noch mehr beeindruckt, als der unglaubliche Fachverstand“, so Ball. Feddern habe „immer den richtigen Ton getroffen und war sehr anpassungsfähig, was das aktuelle Befinden der Gruppe angeht. Er war sich trotz des Altersunterschieds nie zu schade, mit uns Witze zu machen. Er ist einfach immer jung geblieben.“
Auch Thomas Ernst, Handball-Chef des Nachbarn TSV Grafing, ist traurig: „Ich kenne ihn seit meiner Jugend. Er hatte trotz der Rivalität immer ein offenes Ohr für uns, und immer nachgefragt hat, wie es bei uns läuft. Er war ein toller Charakter, ein toller Mensch“, so Ernst. „Die Handball-Gemeinschaft verliert echt einen großen Handball-Macher für den Landkreis Ebersberg.“
Einen Beweis, wie viel Feddern alleine den Ebersbergern bedeutete, zeigen nicht nur die social-media-Auftritte der Sparte, sondern beispielsweise auch das Projekt „Legendenshirt“ von 2020, das die männliche Handballsparte von Forst United auf die Beine stellte. Darauf finden sich die Namen aller Aktiven wieder, die für den TSV je auf der Platte gestanden haben. Als einziger einen besonderen Platz erhielt Urgestein Feddern. Nun ist er kurz vor seinem 61. Hochzeitstag im Alter von 80 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Frau, zwei Kinder und fünf Enkel.