Nach einem spielfreien Wochenende stand für die A-Mädels das zweite Rückrunden-Heimspiel in Folge auf dem Programm. Gegen die Gäste aus Regensburg hatte man im Hinspiel noch deutlich punkten können, allerdings konnte man da noch auf Emilie Rudolf und Steffi Pollak zurückgreifen, die aktuell leider noch immer verletzungsbedingt ausfallen. Man erwartete also eine heiß umkämpfte Partie zweier Mannschaften, die sich nichts schenken werden – und wurde auch nicht enttäuscht.
Die Donaustädter erwischten den besseren Start und konnten in Führung gehen, sich aber stets nicht bedeutend absetzen. Eine Umstellung der Abwehrformation seitens Forst United und der sichere Rückhalt durch Silvia Morath im Tor ermöglichten es, diesen Rückstand wieder aufzuholen. In der 18. Spielminute konnte Franziska Ebenkofler via 7-Meter zum 8:8 Zwischenstand ausgleichen und läutete gleichzeitig eine dominante Phase für ihr Team ein. Im Angriff spielte man nun sehr breit und durch den unbändigen Zug und einem Doppelpack von Spielmacherin Chiara Czeslik erarbeitete man sich die Führung. Die Abwehr stand nun koordinierter und Franzi Ebenkofler konnte über schöne Kontertore den ersten – etwas beruhigenden – 3-Tore-Abstand herstellen (12:9, ’22). Jedoch schaffte man es in der Folge nicht, diesen Abstand auszubauen. Pech im Abschluss und ein etwas nachlassender Einsatz in den Abwehrreihen, die das Spiel über den Kreis nun nicht mehr ausreichend verhindern konnte, ließen die Regensburgerinnen wieder ausgleichen. Mit einem 16:15 Zwischenstand ging man zur Halbzeitpause in die Kabinen.
Eine Pauschallösung für jedes Spiel gibt es sicherlich nicht. Die Forstis hatten in einer starken Phase gezeigt, wie man dem Gegner möglicherweise Herr werden könnte: Unablässig schnelles Spiel nach vorne, bedingungsloser Zug in die Lücken und via Spielverlagerungen die Abwehr der Gäste auseinanderziehen – gepaart mit einer sich ständig koordinierenden, offensiv agierenden Abwehr. Das Trainergespann Mäsel/Veihelmann ermahnte die Mädels, sich auf diese Kernpunkte zu konzentrieren. „Es ist sicherlich ein sehr kräfteraubendes Konzept, aber da müssen wir uns jetzt durchkämpfen“, so Mäsel nach der Pause.
Die zweite Hälfte glich nun dem handballtypischen, offenen Schlagabtausch: Forst United legte vor und der ESV konnte im Anschluss nachziehen. ESV-Rückraumspielerin Lea Röhrl demonstrierte ihre Wurfstärke aus der zweiten Reihe und war für die Ebersbergerinnen kaum zu verteidigen. Eine Manndeckung brachte zumindest etwas Ordnung in die Abwehrreihen und so konnte Forst United sich stets mit einer 1- oder 2-Tore Führung über Wasser halten. Besonders im Überzahlspiel präsentierte sich die Mannschaft sehr souverän. Auch die schnellen Tore über Judith Fröhlich, Lara Lau und Franzi Ebenkofler konnte man nach wie vor für sich verbuchen. Zehn Minuten vor Schluss stand der Ausgang des Spiels auf Messers Schneide. Der ESV punktete mit einfachen Toren aus dem Rückraum und auf der anderen Seite merkte man besonders den B-Jugendlichen, die von erster Minute an mit vollem Einsatz spielten, die kräftezehrende Partie unmittelbar vorher an. Fünf Minuten vor Ende des Spiels ging Regensburg zum ersten Mal im zweiten Abschnitt in Führung. Aber die Mädels gaben sich so schnell noch nicht auf. Eine ungewohnte Zweifachmanndeckung sollte den Gegner nun zu Fehlern oder Abschlüssen von Außen zwingen, was durchaus auch gelang. Es entstand eine unglaublich hitzige Schlussphase, in welcher Tore von beiden Mannschaften frenetisch gefeiert wurden, Regensburg dennoch die Oberhand behielt. Nun war auch Silvia Morath wieder zur Stelle und dennoch: Ernüchternde 40 Sekunden vor Schluss sah sich die Mannschaft noch immer mit einem Tor Rückstand und dem Ballbesitz für Regensburg konfrontiert. Ein technischer Fehler wurde umgehend in einen schnellen Gegenangriff umgewandelt und Chiara Czeslik wuchtete mit allen Kraftreserven den Ball ins Tor. Ein Unentschieden schien nun machbar. Dennoch verblieben 20 Sekunden auf der Uhr und die Mädels hochkonzentriert. Doch Fortuna hatte noch etwas in petto für die Ebersberger Mädels: Die Regensburger, heiß auf den Siegtreffer, führten einen schnellen Anwurf fehlerhaft aus und somit hieß es vollkommen unverhofft: Ballbesitz Ebersberg. Charlotte Paulus suchte auf der linken Rückraumposition den Abschluss und vergab – allerdings unter Bedrängnis – zur Schlusssirene. Das vielleicht an diesem Tag verdient gewesene Unentschieden war gesichert. Aber ein Freiwurf stand ja noch aus. Beherzt stellte sich Lara Becher, die im Verlauf der zweiten Halbzeit bislang mehr in der Abwehr, als im Angriff glänzen konnte, dieser Aufgabe. Während die ganze Halle den Atem anhielt, holte sie aus – verzögerte kurz – und wuchtete den Ball letztendlich über die Abwehrreihen hinweg ins obere linke Eck des Tores. Nun gab es kein Halten mehr, Spieler und Trainer stürmten das Feld und bejubelten ausgelassen einen, von wohl keinem Anwesenden geglaubten, 28:27 Sieg. Gänsehaut pur.
„Wir haben heute sicherlich nicht unsere beste Leistung abgerufen. In Phasen konnten wir unser Können durchaus auf die Platte bringen, aber für den großen Befreiungsschlag hat es heute nicht gereicht. Das nehmen wir natürlich mit. Gleichzeitig muss man dem Team ein riesiges Kompliment aussprechen. Sie haben – bis über die letzte Sekunde hinaus – stets gekämpft und sich gegenseitig angefeuert. Ganz besonders die Unterstützung von der Bank war heute ein unheimlich wichtiger Faktor. Und dann hat man manchmal eben einfach auch das Quäntchen Glück auf seiner Seite“, so das Fazit von Trainer Mäsel nach der Partie.
Unser Team: Silvia Morath & Vanda Angyal (Tor), Franziska Ebenkofler 9 (2), Anda Mayer, Charlotte Paulus 3, Jasmin Alnajjar, Judith Fröhlich 2, Maria Hartmann, Lara Becher 6 (1), Carolin Walden, Hannah Dürr, Lara Lau 2, Julia Beck und Chiara Czeslik 6.